OK. Wir haben also Ligurien auf der Landkarte gefunden. Nicht Cinque Terre - falsche Richtung. Das Rustico befindet sich in genau entgegen gesetzter Richtung - nach Frankreich hin. Eigentlich gar nicht so verkehrt.
Im Schnittpunkt zwischen Korsika und Camargue. Zentrum so zu sagen - egal wohin man ggf. noch von dort aus eine Tour machen möchte.
Also lass uns doch mal schauen wie es dort so ist!
Wir nehmen Kontakt zum Verkäufer auf - einem sehr netten Franzosen - und machen uns aber erst knapp 4 Wochen später auf den Weg - denn ich habe mir leider zwischenzeitlich einen Kreuzband-Abriss zugezogen.
Der erste Kurz-Trip von Freitagnacht bis Sonntagmittag also mit Krücken, Schiene und ständig hochgelegtem Bein... Zum Glück bietet der VW-Bus so viel Platz!
Der erste Blick aufs Meer im Sonnenaufgang bei Genua ist einfach herrlich! Die Tunnel reiche Autobahn am Meer entlang in Richtung Nizza mit den kleinen Dörfchen auf den Hügeln und größeren Städtchen und Häfen am Meer in allen Terracotta-Farbtönen gefällt uns sehr. Faszinierend auch die vielen Gewächshäuser, je näher man der Riviera dei Fiori kommt. Die ersten Mimosen und Orchideen beginnen zu blühen und alles ist bereits sehr grün.
Bei Ventimiglia verlassen wir die Autobahn und biegen ins Hinterland ab in Richtung Dolceacqua. Das Städtchen mit seiner imposanten Burgruine zieht uns so in seinen Bann, dass wir beschließen dort einen ersten Cappuccino am Fluss zu trinken - bei Marina im Café Monet. Dies entwickelt sich im Verlauf unserer Suche dann zumindest eine Zeit lang zu einer gewissen Tradition.
Ventimiglia
Dolceacqua
Knabenkraut
Trotz schriftlicher Wegbeschreibung braucht es einige Anläufe und Telefonate, bis wir den richtigen Abzweig zu dem Rustico gefunden haben und uns auch trauen die Strasse weiter zu befahren. Irgendwie wird der VW-Bus immer größer - oder die Wege immer kurvenreicher und schmaler. Dass wir an manchen Stellen überhaupt noch um die Kurve kommen und die Reifen nicht in der Luft schweben, ist teilweise ein echtes Wunder - ja und wenden - wer will das schon?!
Unsere erste Besichtigung endet auf Regen weicher, unbefestigter Strasse, hoch oben am Berg. Die Aussicht ist grandios, aber die Hanglage der Oliven-Terrassen doch zu extrem für unsere Zwecke - und zumindest der Hinweis, dass ein Fahrzeug mit Allradantrieb für die letzten 700m Zufahrt von Nöten gewesen wäre, wäre sehr hilfreich gewesen.
Irgendwie schaffen wir es auf 5cm² zu wenden und fahren ein wenig enttäuscht, aber nicht entmutigt den Berg wieder hinunter um einen Schlafplatz zu finden.
Wir folgen der Strada Provinciale 64 noch ein Stück weiter in das hübsche Städtchen Isolabona, in dem es, wie sich bald herausstellen wird, die beste Pizza der Region gibt - im Il Vecchio Forno.
An der Brücke über den Nervia entscheiden wir uns für den weiteren Weg nach Rechts auf der SP 63 durch das Bergdorf Apricale mit seinem Castello de la Lucertola.
Man kann sich bildhaft vorstellen, dass hier im Sommer überall Eidechsen die Sonne genießen...
Die Straße führt immer weiter hinauf durch unzählige Olivenhaine und herrliche Landschaft.
Wir sind total begeistert und fragen uns, warum wir diese Region nicht schon früher für uns entdeckt haben.
Auf Passhöhe und etwa halber Strecke zwischen Apricale und Bajardo steht auf einem kleinen Abzweig in einer Kurve ein bunt bemalter Wassertank.
Dort richten wir uns für unsere erste Nacht in Ligurien ein - und es wird auch nicht die letzte an dieser Stelle sein.
Die Aussicht ist überwältigend! Über die Täler und Hügel hinweg mit Blick nach Westen - in den Sonnenuntergang. Perinaldo glitzert im Dunklen links am Bergkamm, Apricale leuchtet direkt vor- und unterhalb von uns und Bajardo kann man hinter sich auf seinem Berggipfel funkeln sehen! Viel besser geht es eigentlich nicht... und Wenden ist hier auch kein Problem - perfekt!
Nach einer erholsamen Nacht und einem leckeren Espresso a la Italiano machen wir uns am nächsten Morgen gemütlich und voller Tatendrang auf den Heimweg.
Wir haben die richtige Umgebung für unsere Träume gefunden,
können es kaum erwarten wieder zu kommen
und sind sehr zuversichtlich,
denn unterwegs treffen wir überall auf unser neues Lieblingswort:
V E N D E S I
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