Am nächsten Morgen sichten und richten wir all unsere Werkzeuge und Hilfsmittel für die Ernte und legen die ersten Netze im Oliven-Hain aus. Danach bauen wir die Entlaubungs-Maschine zusammen. Die hat auch schon eine kuriose Reise hinter sich: in Italien bestellt, nach Deutschland geliefert - von dort wieder nach Italien transportiert und dann den bereits italienischen Stecker demontiert und durch einen deutschen ersetzt, weil gerade kein Adapter zur Hand ist und der Elektriker überall deutsche Steckdosen verlegt hat...
Pünktlich um 16:00 Uhr am Nachmittag sind wir schließlich an der Frantoio und lassen uns von Emanuel alles zeigen und erklären. Wir vereinbaren, dass wir unsere erste Ernte 3 Tage später Nachmittags zur Pressung bringen, schlafen noch einmal ordentlich vor - UND DANN GEHT'S LOS - AUF IN DIE 1. OLIVENERNTE !
Mit dem pneumatischen Rüttel-Kamm kommt Edgar besser voran als gedacht und ist schwer begeistert. Ich versuche mein Glück mit dem traditionellen Oliven-Stock und einem kleinen Hand-Kamm.
Die Kisten füllen sich wie der Blitz, denn es sind in diesem Jahr auch viel mehr Oliven an den Bäumen als sonst, haben wir uns sagen lassen. Es ist stellenweise anstrengend, aber es macht uns riesigen Spaß.
Thomas baggert inzwischen die Hauswand an der Nordseite des Hauses aus um auch hier ein nachträgliches Fundament zu setzen.
Am zweiten Tag sind 13 Kisten (deutsches Maß) voll und werden zur Mühle transportiert. Das Entlauben schaffen wir daheim nicht mehr und holen es an der Mühle nach. Dabei schwindet eine erstaunliche Menge Volumen pro Kiste. Wir sind überrascht, doch es ist uns egal, denn es ist ja das erste Mal und wir lernen beständig dazu. Die Profis haben genormte Kisten - 2 x 12,5 kg = 2 "Misura" (25 kg), oder auch 27 kg wenn sie randvoll und die Oliven sorgsam entlaubt sind, wie wir feststellen. Es sind insgesamt 233 kg - das ist völlig ok.
Erschöpft aber glücklich machen wir noch den Abstecher zum Agrotech-Shop und besorgen uns richtige Misura-Kisten. Die zweite Frantoio in Isolabona besichtigen wir auch noch kurz und treffen dort unseren "Doktor", der mit seiner Olivenernte gerade fertig ist und diese Frantoio nur empfehlen kann. Dann fahren wir heim und können es kaum erwarten morgen früh in Dolceacqua dabei zu sein, wenn unser erstes eigenes Öl gepresst wird.
Es ist unbeschreiblich, das Gefühl, wenn das erste EIGENE Öl in den Edelstahbehälter zu laufen beginnt. Die extreme Farbe und der ganz spezielle Geruch! Das werden wir immer im Sinn behalten - und natürlich auch diesen einzigartigen Geschmack!
Wir gönnen uns einen Tag Pause und machen bei dem herrlichen Wetter eine Quad-Tour. Doch schon nach 2 km den Berg hinunter bin ich völlig entnervt, weil ich mein Quad fast nicht um die Kurven bekomme. Bremsen tut es inzwischen zwar, wenn man weiß wie, aber das ist mir einfach zu schwer. Wir tauschen und mit Edgars' Quad geht es dann deutlich besser.
Am Sonntag starten wir in die nächste Ernteperiode. Diesmal entblättern wir die Oliven aber gleich.
Am Abend verbrennen wir die abgeschnittenen Zweige aus dem letzten Jahr und genießen das lodernde Feuer.
UND DA PASSIERT ES.
Wieder weiß keiner genau wie und warum, aber Edgar klettert im Oliven-Hain herum um Holz /Äste ins Feuer zu ziehen, da löst sich ein Mauerstein und knallt voll auf seine rechte Hand!
Der Schmerz ist groß - doch wir füllen trotzdem noch unser erstes Olivenöl ab und kühlen die Hand so gut es geht.
Am nächsten Morgen ist die Hand dick wie ein Ballon und dunkel blau-grün gefärbt, aber Edgar will wieder von einem Arztbesuch nichts wissen, lässt sich nur die Hand bandagieren (Fotos darf ich keine machen) und setzt die Olivenernte fort.
Stark behindert unter Schmerzen - aber ein Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz - muss Edgar leider feststellen, dass es tatsächlich ab einem gewissen Alter Härteres als seine Hände gibt. Er ist aber eisern, denn wir haben ja vereinbart unsere Oliven morgen in die Frantoio zu bringen.
Bei der Frantoio Castel Doria angekommen ist dann plötzlich alles anders.
Es finden Wartungsarbeiten statt, endlose Oliven-Kisten-Ansammlungen stehen auf Halde und unsere Oliven wollen sie trotz Anmeldung nicht mehr annehmen weil keiner weiß, wann es mit dem Pressen weiter gehen kann.
Wir sind ein wenig entrüstet, machen uns aber auf den Weg zur Frantoio Paolo Cassini in Isolabona. Die nehmen uns gerne auf und pressen unsere Oliven auch gleich. Diesmal 217 kg. Paolo und seine Frau sind super nett und ab sofort kommen wir nur noch hier her. Unsere letzte Ladung (233 kg) liefern wir am 18. Dezember zur Pressung ab. Währenddessen stöbern wir mal wieder in unserem Lieblings-Agrar-Shop, was wir noch so brauchen können und sind hin und her gerissen, ob wir nach Weihnachten doch noch eine Runde Oliven ernten sollen...
Aufgrund von Edgar's Hand, die trotz Kühlung und Bandage einfach nicht besser werden will, entscheiden wir uns es doch dabei zu belassen und beginnen am Abend genüsslich mit der Verkostung unserer verschiedenen Pressungen.
Weihnachten naht mit großen Schritten, die ersten Weihnachtskarten trudeln ein - doch erst einmal hat Edgars' Mutter am 23. Dezember Geburtstag !
Wir gratulieren kurzärmlig bei Sonnenschein und begeben uns dann auf Quad-Tour ans Meer, sammeln die ersten Steine für den Boden in der derzeitigen "Küche", machen unsere letzten Weihnachtseinkäufe und düsen dann durchs Hinterland über Perinaldo zurück.
Ich kann mein Quad sogar selbst lenken, denn Edgar hat die Reifen deutlich mehr aufgepumpt als bisher - und siehe da: das Lenken geht viel einfacher - darauf hätten wir auch eher kommen können!
Dann ist schon Heiligabend.
Der Tisch ist vorbereitet, der Braten im Ofen - allerdings haben wir die Gans vorher zum ersten Mal zerlegt und nicht komplett gebraten. Wir hoffen einfach mal das Beste.
Geschenkt wird dieses Jahr nichts, denn 4 Wochen hier sein zu können ist uns schon Geschenk genug.
Blitzen und Blinken darf bei uns allerdings nur der Stern auf dem Weihnachtsbaum! Alle anderen Lichterketten sind auf Dauerlicht geschaltet.
Bei unseren italienischen Nachbarn und überall wo man hinsieht, sieht das ein wenig anders aus: grellbunt - kaltweiß wie Eis - azurblau - schreiend pink - in allen Farben und Formen und am liebsten hektisch blinkend.
Nichts mit Weihnachtsromantik - eher zum Davonlaufen.
Wir fragen uns warum und was daran schön ist? Vielleicht soll der Weihnachtsmann oder das Christkind so auf die Häuser mit zu beschenkenden Kindern aufmerksam gemacht werden???
Doch dann erfahren wir, dass hier eigentlich die Nacht vom 5. zum 6. Januar viel wichtiger ist, denn dann kommt die Hexe Befana (Epifania), die auf der Suche nach dem Jesuskind auf ihrem Besen von Haus zu Haus düst weil sie den Stern von Bethlehem verpasst hat. Sie bringt den Kindern entweder süße Geschenke, oder rußige Kohlen.
Naja, für eine ausgeflippte Hexe auf ihrem zischenden Besen sind die wilden Illuminationen ja vielleicht ganz ok...
Unser Braten gelingt. Unser Abend ist perfekt.
Die Weihnachtsfeiertage verbringen wir gemütlich - kleine Quad-Touren zu Thomas um die Katzen zu versorgen, denn er ist über die Feiertage in die alte Heimat gefahren. Ein Ausflug nach Apricale um dort mal im Bistrot ein Bierchen zu trinken, nach der Post zu sehen... und um Einohr zu füttern!
(Vor ein paar Tagen, als wir den Müll entsorgen, sehe ich dort einen sehr dünnen, schmuddeligen, schwarz-weißen Langhaar-Kater mit nur einem Ohr. Er erinnert mich irgendwie an meinen armen Elli, der zum Schluss auch so dürr war. Ich freue mich, dass er sich kraulen lässt und beschließe ihn ab sofort zu füttern. Also hab ich vorsorglich ein wenig Dosenfutter im Quad verstaut - und Einohr (Mono(h)relli) freut sich riesig!)
Der zweite Weihnachtsfeiertag verläuft allerdings nicht ganz so entspannt wie gedacht:
wir haben plötzlich immer wieder Stromausfall!
Der Elektriker ist besorgt und sucht nach der Ursache und schimpft wie ein Rohrspatz als er fündig wird.
Es schmort im Sicherungskasten - und wie!
Der Sicherungskasten ist von oben nass geworden, das kleine Blechdach darüber verschwunden und das Wasser konnte ungehindert an den darüber aufgehängten Kabeln hinein laufen... Der FI-Block und die Sammelschiene für die Sicherungen sind total verschmort. Mit Tausch und umhängen und fisseliger Reinigung bekommt es Edgar hin, dass der Strom wieder funktioniert. Die Frage ist nur wie lange und das nächste Mal müssen wir neue Teile mitbringen.
Noch ärgerlicher aber ist, dass der gerade erst eingebaute, teure Ventilator für das Gäste-Bad bei der ganzen Geschichte einen Kurzschluss erlitten hat und futsch ist.
Völlig entsetzt stellen wir fest, dass wir uns bereits mitten in der dritten Woche hier befinden! Die Zeit rast so dermaßen - das darf doch nicht wahr sein?
Nur Edgars' Hand will noch immer nicht so recht. Quad-Fahren ist sehr schmerzhaft und auch beim Grillen muss er höllisch aufpassen - und so bekomme ich ihn nach 12 (!!!) Tagen endlich dazu einen Arzt aufzusuchen.
Der Holländer praktiziert in dem hübschen kleinen Bergdörfchen San Biagio della Cima und vereinbart gleich um 16:00 Uhr einen Röntgen-Termin im Ospedale Bordighera für Edgar.
Wir machen einen kurzen Erkundungs-Spaziergang im Ort, dann rasen wir nach Hause um die Quads gegen Beule zu tauschen, weil wir den Rückweg vom Ospedale nicht mit den Quads im Dunkeln machen wollen. Zwischendrin bleibt mein Quad plötzlich einfach mal stehen, aber es springt wieder an und alles ist gut. Es hatte wohl gerade Flausen im Kopf um die Fahrerin zu erschrecken.
Mit Beule starten wir sogleich wieder auf einen Caffè am Meer und sammeln noch ein paar Steine.
Nachdem wir erst in der falschen Via Roma in Bordighera landen, um von dort zur richtigen Via Romana zu hetzen, stellt sich im Krankenhaus dann heraus: der Mittelhandknochen des 5. Fingers ist gebrochen.
Edgar soll die Hand schonen, schienen lassen und gezielte Gymnastik machen. OK. Mist. Aber nicht hier beschließt er. Erst in Deutschland. Wir laufen zurück zum Auto. Nicht ohne unterwegs fast noch an der Weihnachtsdekoration des Restaurant Buga Buga zu erblinden...
Auf dem Heimweg eine Pizza im Vecchio Forno darf es dann auch mal wieder sein - denn auf Kochen haben wir heute keine Lust mehr.
Die letzten Tage des Jahres begehen wir weiterhin entspannt mit Einohr- & Katzen-Fütterung, leckeren Meeresfrüchte-Schlemmer-Pfannen vom Grill und Verlegen der gesammelten Steine im Eingangsbereich.
Das ist ein wenig wie die Mischung aus einem Barfußpfad und den Spielen Himmel & Hölle und Twister - je nachdem welche Platte oder welcher Stein schon festgeklebt ist und betreten werden darf... Vor allem, weil dabei noch ein ständiger Schuh-Wechsel zu erfolgen hat, denn es gibt bereits Schuh freie Zonen.
Aber ganz egal - es sieht super aus finden wir.
Dann bricht der letzte Tag des Jahres an: meine Eltern haben schon ganz früh morgens unsere Kleine an den Flughafen Zürich gebracht und sie tätigt ihren ersten Flug mit Flugbegleitung von dort nach Nizza.
Wir starten rechtzeitig, um uns auf dem uns noch unbekannten Flughafen zurecht zu finden und sie pünktlich um 10:00 Uhr in Empfang zu nehmen. Es klappt mit ein paar kurzen Verwirrungen für uns dann auch alles einwandfrei und wir nehmen ein strahlendes Kind in Empfang, das es kaum erwarten kann, die neusten Veränderungen im Casa Beppo zu entdecken.
Den Rückweg haben wir durch Nizza am Meer entlang geplant. Wir möchten uns die Buchten, Örtchen und Strände auf den ca. 30 km bis Ventimiglia etwas näher ansehen. Einkaufen müssen wir auch noch für den Abend, denn heute ist ja Silvester.
Wir kommen mit Blick auf St. Jean-Cap-Ferrat über Villefranche-sur-Mer bis Beaulieu-sur-Mer.
Dan stecken wir kurz im Mittags-Stau. Wir entdecken einen Carrefour-Supermarkt und ich freue mich, dass Frankreich nicht so weit von unserem Domizil in Italien weg ist, denn was es im Carrefour für Leckereien gibt war auf meinen Frankreichreisen bislang immer toll.
Dann leite ich Edgar den Berg hinauf, weil ich vermute, dass wir so nah am Meer hier nicht weiter kommen. Ein Stück weiter oben stelle ich fest, dass ich mich geirrt habe und es doch noch einen Weg näher am Meer entlang gibt. Wir haben ja Zeit und Edgar wendet in einer Kurve - DA KLIRRT ES PLÖTZLICH.
WIR: Was war denn DAS???
ER: Ich glaube ich bin über die Kette von der Schranke gefahren....
DANN: OH SHIT - ich glaube wir haben KEINE BREMSEN MEHR !
Er hält an und testet mit der Handbremse. Vorne geht nichts mehr. Wir beschließen nochmal zu testen ob es vielleicht nur mit Handbremse weiter geht - doch kommen wir bei einem Weiteren Fahrversuch bergab gleich wieder davon ab.
DA STEHEN WIR NUN. IN FRANKREICH. IN BEAULIEU-SUR-MER. AN SILVESTER. OHNE BREMSEN. KLASSE.
Edgar ruft beim ADAC an - die können uns aber nur bedingt und in ein paar Stunden weiter helfen und wollen gleich nochmal rückrufen. Wir warten und diskutieren und warten und warten. Dann kommt der Anruf, dass es wirklich nicht viel schneller geht. Wir beschließen Beule hier stehen zu lassen, in den Ort hinunter zu gehen, beim Carrefour einkaufen zu gehen und mit dem Zug nach Ventimiglia zu fahren. Dumm, dass Thomas nicht da ist, aber dann muss es eben ein Taxi am Bahnhof werden...
Auf dem Weg nach unten stellen wir fest, das auch manche Franzosen unter Geschmacksverirrungen leiden: der Garten mit den violett-glänzenden Girlanden und Ansammlungen von Tand und Tieren aller Art ist nicht zu übersehen!
Was aber auch nicht zu übersehen ist und sich sehen lassen kann ist das Meerestier-Buffet im Carrefour!
Es lässt sich sicherlich streiten, ob nun unbedingt Seeohren gegessen werden müssen, aber wir sind hoch erfreut hier "Couteaux de Mer" zu finden, die wir auf dem Markt in Arles anlässlich unserer Süd-Frankreichreise im Sommer 2016 entdeckt haben und seither unbedingt probieren möchten. Ein Dutzend geht folglich natürlich mit! ...und eine schöne Scheibe Mousse Forestier mit Waldpilzen - einfach nur lecker! Alles was wir sonst noch brauchen und auch noch tragen können nehmen wir auch mit und dann geht es zum Bahnhof, der gerade nebenan ist.
Der Ticket-Automat ist schnell gefunden, das Ticket für 3 Personen zusammengestellt - nun will er Geld. Der Betrag ist akzeptabel - aber Karten- oder Geldschein-Zahlung wird nicht akzeptiert. Wer hat denn schon 16,50 Euro in Kleingeld im Portemonnaie?!???
Kein Schalter offen - nur noch der Kiosk und der macht bald zu weil Silvester ist und kann 20,00 Euro nicht wechseln. Der nächste Zug kommt gleich und wir sollen doch im Zug beim Schaffner bezahlen meint die Dame...
Gesagt, getan - wir sind drin ... und nach 45 Minuten durch die beschlagenen Scheiben recht ansehnlicher Küstenfahrt wieder draußen. Ein Schaffner war nicht zu sehen und damit die Reise zwangsweise günstig.
Unterwegs haben wir festgestellt, dass wir von unserem Badestrand in Camporosso nicht nur Blick auf Menton, sondern auch Monaco bis hin zu St. Jean-Cap-Ferrat haben. Sich den Stress mit dem Verkehr im Auto zu geben und Maut zu bezahlen lohnt eigentlich nicht für künftige Shopping-Touren nach Frankreich wenn es ganz entspannt mit dem Zug geht. MIT TICKET versteht sich!
In Ventimiglia freut sich der Taxi-Fahrer erst über Kundschaft, als wir "Osaggio" (???) - "ein Stück hinter Apricale" ( !? ) sagen wird er etwas unsicherer und ist, nachdem wir Apricale passiert haben, nur noch Gesten reich am Fluchen und fragt alle 100 Meter ob es wirklich noch weiter bergauf geht und ob die Straße auch ja befestigt bleibt... Die letzten 400 m wollen wir ihm nicht antun und gehen mit Sack und Pack zu Fuß während er sein Auto rundum inspiziert und schon wieder fein säuberlich poliert.
Wir sind zu Hause und es kann nur besser werden! Bescherung für die Kleine gibt es natürlich auch noch -
und dann kann endlich SILVESTER und DAS NEUE JAHR KOMMEN!
HAPPY NEW YEAR !
Das NEUE JAHR begehen wir mit einer Quad-Tour ans Meer bei herrlich warmer Sonne und testen die zweite Strand-Bar, die um diese Jahreszeit noch geöffnet ist - ein kleines, hübsches Fischrestaurant, wie wir feststellen. Die Karte ist durchaus ansprechend und macht uns Appetit auf Meeresfrüchte - unsere Couteaux de Mer sind heute Abend dran!
Wir kruschteln und stöbern mit unserer Kleinen ein wenig beim Chinesen (der hat auch immer geöffnet) und sind tags darauf wieder am Meer, den Edgar hat über Rocco vom Auto-Service TOCCO in Camporosso Mittags Termin mit dem Abschleppwagen um Beule aus Frankreich zu holen.
Wir Mädels begeben uns in der Zeit schon mal auf den Heimweg, füttern die "Müll-Katzen" & Einohr, machen noch eine Bach-Wanderung, versorgen die Katzen von Thomas, richten das Abendessen und fangen langsam an uns Sorgen zu machen, weil der Hausherr einfach nicht kommt und es schon dunkel und kalt wird.
Um 17:00 Uhr hatten wir noch telefoniert, da standen sie im Stau bei Monaco - inzwischen ist es 19:00 Uhr und ich stand schon 3 x auf dem Balkon und habe ins dunkle, kalte Tal geblickt und gelauscht - doch einfach NICHTS.
Gegen 19:30 Uhr dann endlich Scheinwerfer und Gebrumme - das kann nur Edgar sein!
Der fällt wenig später auch völlig erfroren zur Haustüre hinein - direkt vor den Ofen. Nachts Quad fahren ist um diese Jahreszeit einfach nicht wirklich was - auch nicht für Hartgesottene! Vor allem nicht, wenn die kaputte Hand noch immer nicht in einen Handschuh passt.
Edgar hat Beule bei Rocco auf dem Hof gelassen. Er will uns einen Kostenvoranschlag für die Reparatur machen. Als wir den bekommen, trifft uns der Schlag!
Wir beschließen das auto am nächsten Tag wieder zu holen - Edgar will es nur mit Handbremse den Berg hinauf bugsieren und dann Thomas mal drauf schauen lassen wenn der wieder da ist.
Zwischenzeitlich ist der Papa noch überredet worden einen Versuch mit Einohr zu wagen und ihn zu uns hoch zu holen. Er ist nicht mehr ganz so zottelig weil wir ihn bürsten und ein wenig mehr auf den Rippen hat er auch seit wir ihn immer mal wieder füttern.
Edgar und ich starten also mit Katzenkorb aufs Quad geschnallt um Beule zu holen und dann, nach einer Einkaufsrunde den Kater zu überreden, mit uns zu kommen.
DOCH ALLES GEHT SCHIEF. Beule's Vorderräder sind zusammen mit der Bremsanlage abmontiert, die Bremsflüssigkeit abgelassen, das Fahrzeug absolut fahruntauglich - selbst wenn alles wieder montiert würde.
Wir haben also keine Chance und versuchen wenigstens noch den Preis zu verhandeln.
Es gelingt uns nur bedingt.
Frustriert machen wir unsere Besorgungen und sind dann nicht wie geplant mit Beule, sondern mit Quad wieder am Müll bei den Katzen. Ich bekomme Einohr zwar in den Katzenkorb, aber als Edgar das Quad knatternd startet, dreht der natürlich durch. Das war fast zu erwarten und auch nicht so gedacht. Nun will er nicht mehr in den Korb und ich gebe nach etlichen Versuchen guten Zuredens auf. Vielleicht soll es noch nicht sein.
Dann probieren wir es eben wenn wir wieder da sind.
Oben angekommen ist die Enttäuschung groß - die Kleine hatte extra ihr Zimmer aufgeräumt, damit der Kater kein Puzzle- oder Lego-Teil verschlucken kann - aber sie versteht es dann doch. Aufgeschoben ist ja auch nicht aufgehoben.
Wir gehen im "Garten" ein wenig Feuerteufel spielen, bevor ab der Trockenperiode nichts mehr verbrannt werden darf. Während Edgar sich an die ganz großen Büsche heranwagt, machen wir Mädels uns noch einmal auf, mit dem Quad, zu Thomas Katzen. Selbst von dort sieht man noch den lodernden Feuerschein unterhalb unseres beleuchteten Hauses!
Und schon ist wieder eine Woche vorbei. Unseren letzten Tag gönnen wir uns am Meer. Abends gibt es dann Pizza Frutti di Mare. Nein. Nicht selbst gefangen - nur selbst gekauft und die Pizza selbst gebacken.
Für brave Kinder, die sich sogar in der Dämmerung noch zu den Nachbarn trauen, um dort Brot für die Hühner und die leeren Eier-Behälter abzugeben, kommt dann auch noch Befana angeschwebt und bringt Süßes. Denn es ist ja der Abend vom 5. zu. 6. Januar.
Erst aber einmal bringt die Kleine unsere Nachbarin Vanda mit, die sich an der Hand verletzt hat und blutend Erste Hilfe benötigt. Wozu so eine Reise-Apotheke nicht alles gut ist, auch wenn manch einer uns für die voll umfängliche Ausstattung belächelt hat... Wir brauchen schon wieder Nachschub. Und die Kleine eine ganze Weile, bis sie Befana mit ihrem Besen überhaupt in ihrem Zimmer entdeckt.
Am Sonntag Morgen schwingen leider auch wir unseren Besen und begeben uns auf die Heimreise...
Nach 4 Wochen hier können wir uns eine Rückkehr in die Kälte dort gar nicht mehr vorstellen.
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