Der kleine Katzenbauch scheint etwas runder zu sein und die Mutmaßungen gehen in alle Richtungen. 5 : 1 für Ja - eine Enthaltung. Chili ist das so ziemlich egal und sie läuft fröhlich mit uns den Berg hinunter zum Casa Beppo - allerdings wirkt sie etwas schreckhaft und auch ein wenig zickig.
Der Samstag meint es nicht so gut mit uns, denn es beginnt plötzlich zu schütten. Alles wird nass - bis hin zur Katze. Deswegen verlegen wir sämtliche Arbeiten mal wieder nach Innen: die Katze trocknet und schläft auf dem Sofa, das Kind liegt mit auf dem Sofa oder bastelt und malt, ich streiche die Wände und Edgar fugt den Boden aus...
Gegen Spätnachmittag machen wir uns noch einmal auf zu unseren Nachbarn, damit auch Edgar "Hallo" sagen kann. Vorgekocht haben wir diesmal schon - die Reste von zu Hause müssen weg - und so laufen wir vielleicht nicht Gefahr oben bei Käse & Nebbiolo zu versacken, denn es ist immer so nett mit den beiden. Etwas später ist der Tag dann auch schon vorbei, aber morgen soll es besser werden.
Eigentlich wollten wir bis 10 Uhr unsere Oliven-Bäumchen abgeholt haben, die, mangels Zeit zum Einpflanzen, bei Andre und Linda, im Falle von dringendem Wasserbedarf, zur Pflege stehen bleiben mussten.
Wir haben doch tatsächlich verschlafen und so kommt uns Andre mit Piedro, dem Elektriker aus Isolabona, bereits entgegen. Lagebesprechung am Casa Beppo ist geplant.
Wird er Edgar helfen damit es voran geht? Zu welchen Konditionen macht er mit?
Das Gespräch verläuft prima und sehr nett.
Im Anschluss holen wir die Oliven und bekommen noch einige Pflanzen, frischen Porree und etliche Reben-Stecklinge von unseren Nachbarn. Edgar testet seinen neuen Erdbohrer - und schwuppdiwupp - sind 3 Betonpfosten gesetzt, die Stecklinge und Pflanzen im Boden und mit Bewässerung versehen. Einem kleinen BBQ vor Sonnenuntergang steht nichts mehr im Wege!
(Edgar hat sich schwer vorgenommen diesmal immer IM HELLEN zu Grillen....)
Am Montag Morgen wird es ein wenig langweilig für unsere Kleine. Sie macht es sich daheim mit Chili gemütlich:
- für uns ist AMT IN SANREMO angesagt.
Nach 45 Seiten Reglements und Bestimmungen über Art, Größe, Voraussetzungen, etc. pp. auf Italienisch und einigem Rätselraten mit unserem Architekten, haben wir die Nase voll und wollen es genau wissen, bevor etwas beim Bauantrag schief läuft.
Zusammen mit ihm wollen wir klären, in welcher Form sich unsere geplanten Gäste-Häuschen im Oliven-Hain mit der Touristen-Unterbringung nach Italienischer (Ligurischer) Gesetzgebung nun eigentlich vereinbaren lassen.
AFFITACAMERE con PRIMA COLAZIONE !
= Zimmervermietung mit Frühstück
Nun wird sich der Eine oder Andere die Frage stellen: "Ist das nicht einfacher gesagt B&B - Bed & Breakfast ???" Liebe Leute - NEIN. Wir sind in Italien.
Ein B&B- Zimmer muss im selben Haus sein, wie die Wohnung des Vermieters und für 2 Personen mindestens 14m² groß und 2,70m hoch sein bei Neubau. Sonst reichen ggf. nur 11m² und je nach Alter und Lage 2,10-2,40m Höhe. Das Bad MUSS ein Bidet enthalten und das Frühstück darf eigentlich NUR ABGEPACKT = manipulationsfrei angeboten werden.
Bei AFFITACAMERE mit Frühstück sind die Größen-Voraussetzungen gleich, aber das Zimmer darf separat vom Haus der Vermieter sein. Allerdings maximal 150m vom Frühstücksraum entfernt. Das Bad muss kein Bidet enthalten und im Wohnraum darf es KEINE KOCHSTELLE (und sei sie auch noch so klein) geben - nur BBQ im Außenbereich. Ein Spüle im Innenbereich ist ok und ein KÜHLSCHRANK bringt sogar EINE von 3 möglichen SONNEN im Tourismus-Wertesystem...
Geprüft wird das alles aber nur 1x vor der Eröffnung.
Für das Frühstück müssen wir eine Hygiene-Schulung besuchen und dann ist alles gut. Na, zumindest das kennen wir auch schon aus Deutschland.
Bei einem Cappuccino besprechen wir das weitere Vorgehen und bekommen auch schon gleich alle notwendigen Formulare vom Amt zugeschickt. Wenn Einnahmen in Sicht sind, sind die Behörden schnell - oh ja! ...und wieder 25 Seiten Fach-Italienisch - PUH!
Der Kostenvoranschlag für die eigentliche Baumaßnahme am Haupthaus soll über unseren Statiker auch noch in Kürze folgen und heute Nachmittag haben wir ja noch einen Termin mit Fiorenzo, dem Bauunternehmer aus Apricale, den uns Andre vermittelt hat.
Auf seinen Preventivo sind wir sehr gespannt.
Wir sputen uns also und machen uns nach ein paar Besorgungen auf die Socken - wieder hinauf auf unseren Hügel.
Auch Fiorenzo sind unsere Absturzsicherungen ein wenig zu unsicher. Wir haben aber sowieso schon das notwendige Material gekauft und werden das morgen ändern. Das Gespräch mit ihm ist ebenfalls sehr gut und sehr nett und der Kostenvoranschlag auf den ersten Blick ganz in Ordnung.
Eigentlich sind wir Fiorenzo schon ein wenig zugetan, aber wir möchten sein Angebot natürlich auch noch mit dem angekündigten, zweiten Kostenvoranschlag aus Vallecrosia vergleichen.
Dienstag ist Back-Tag bei Andre & Linda. Unsere Kleine darf mithelfen und selbst kreieren. 21 Brote sollen es werden. Danach BBQ mit der restlichen Holzkohle.
Wir starten unten mit dem Bauzaun und die Kleine walkt und knetet oben kräftig.
Am Mittag ist es geschafft und wir düsen voll bepackt mit Leckereien mit dem Quad nach oben. Wir bestaunen die vielen Brote und nachdem diese im Schlund des Backofens verschwunden sind, geht es an den gemütlichen Teil.
Als Snack vor dem eigentlichen Essen haben Linda & Andre traditionelle "Spiedini" vorbereitet: Mini-Fleisch-Spießchen von Rind und Lamm, die auf einem speziellen Grill über Holzkohle im duftenden Rauch von mediterranen Kräutern gegrillt werden. Absolut LECKER !!!
Nach ca. 30 Minuten haben wir dann auch frisches Brot zum Essen und der Mittag geht schlemmend in den Nachmittag und frühen Abend über.
Wir diskutieren über Wettervorhersagen und (Wetter)Frösche, die überall um uns herum quaken und erfahren, dass es in Italien Brauch ist, an Ostern ein Picknick im Wald zu machen. Es hat aber in den letzten Jahren meistens genau dann geregnet. An Ostern selbst ist also nicht unbedingt mit schönem Wetter zu rechnen - das kommt erst danach.
Zwischendrin kreiselt plötzlich ein Hubschrauber der Forestale dicht vor und über unseren Köpfen - wir hoffen mal nicht, dass er unser Haus gefilmt hat, um unsere Baustelle zu prüfen.
Auf jeden Fall entscheiden wir uns für Fiorenzo als Bauunternehmer und lassen ihm dies durch Andre gleich mitteilen. Der andere Preventivo ist noch immer nicht eingetroffen und erweckt von daher nicht gerade ein Gefühl von Interesse und Zuverlässigkeit der Anbieter.
Das Bauchgefühl trügt uns auch nicht: als wir abends heim kommen, trudelt plötzlich doch noch eine Email mit dem Kostenvoranschlag ein - DOPPELT SO TEUER !!!
Stadt-Preise? Mit Ausländern kann man es machen??? Die reinste Frechheit, einfach irre. So etwas macht ein Handwerker nur, wenn er keine Zeit, oder keine Lust hat.
Die nächsten beiden Tage unterliegen wieder weiteren Baumaßnahmen.
Die Herren arbeiten an der Stützmauer der Baustellen-Zufahrt mit Hilfe des riesigen Beton-Mischers, den Andre Edgar vermacht hat.
Die Damen kümmern sich, nach einem kleinen Abstecher mit dem Quad nach Apricale und auf den Hausberg, um die Rand-Befestigung der Beete und Wege des künftigen Hochbeet-Gartens... Ein kurzer Trip ans Meer und zum Einkaufen am Donnerstag, dann lassen wir den Spätnachmittag mit Bresaola tonnata und Edgars zünftigen, italienischen Kesselgulasch ausklingen.
MMMMMMmmmHHhh - einfach fantastisch, diese Essens-Bräuche!
Am Freitag befreien wir erst unser Haus-Gecko aus dem Spülbecken, dann traut sich unsere Kleine zusammen mit mir doch endlich einmal zu den Französischen Nachbarn, ein paar Hundert Meter weiter. Diese hatten sich schon Anfang der Woche einmal Abends plötzlich bei uns vorgestellt und unsere Kleine eingeladen, mit ihren Mädchen zu spielen. Nach kurzer Zeit ist die Sprachbarriere der Kinder überwunden und die Mädchen wollen sich gar nicht mehr trennen. Hin - her - zu uns - zu ihnen... den ganzen Tag. Wir bringen derweil noch unsere 15 Oliven-Bäumchen in den Boden und räumen das Haus und die Baustelle auf. Denn - einfach schade - die beiden Schwestern müssen schon heute Abend wieder fahren und wir selbst reisen dann morgen Früh ab.
Aber die Email-Adressen und Mobil-Nummern sind ausgetauscht und auch die Einladung nach Antibes, zwischen Nizza und Cannes am Meer, ist ausgesprochen.
Jeden Mittwoch fahren hier die Fischer mit den Kindern des Ortes zum Fischen aufs Meer
- na das sind doch Aussichten, oder?!
Wir freuen uns, dass nun mit Marion & Charly unser Freundes- und Bekanntenkreis in Italien bereichert wird und auch unsere Kleine gleich zwei Freundinnen ganz in der Nähe gefunden hat.
Den letzten Abend verbringen wir mit Linda bei einer guten Pizza im Vecchio Forno und verkosten als Absacker in der Bar & Osteria Apricus in Apricale noch einen Rossese von Danila. Andre, der leider verhindert ist, hat uns den Wein von dieser Winzerin empfohlen. Wir wissen, dass Rossese keine einfache Traube ist, sehr eigenwillig schmeckt und in den Variationen igittigitt-grausam-fürchterlich bis trinkbar-akzeptabel-fein zu bekommen ist.
Der Superiore raccolta 2018 von Danila - so müssen wir gestehen - ist für einen Rossese WIRKLICH LECKER!
Das lässt hoffen, dass mit viel Zeit, Übung und Feingefühl auch aus unseren Trauben ein gutes rotes Tröpfchen hervorgehen kann.
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