Also wieder ALLES ZURÜCK AUF LOS: Zug-Ticket stornieren (nicht möglich) - neues Auto organisieren, Anwalt für das alte Auto einschalten - Krankmeldung und Kündigung vom Mitarbeiter entgegen nehmen - 3 Tage später Auflösungsvertrag schreiben - nebenbei immer wieder fasziniert den rasenden Fortschritt der Steinmauer beobachten - sich über weitere Helfer ärgern, die auf dem Markt scheinbar auch schon die legale Wundertüte entdeckt und ein paar ernste Worte nötig haben - UND - SCHLUSSENDLICH - wieder SELBST NACH ITALIEN FAHREN um alles zu regeln.
Die Mauer ist einfach fantastisch! 35 Meter in knapp einer Woche. Unglaublich!
Nach einer ausgiebigen Besichtigung sämtlicher wichtigen Grundstücke und Baufortschritte, gehen wir auf Stipp-Visite und überraschen unsere lieben Nachbarn damit, dass wir früher als gedacht da sind.
Bolli schläft ganz entspannt am Spülbeckenrand und Linda fällt fast der Kochlöffel aus der Hand - vor Schreck und Freude. OK. Andre war eingeweiht.
Bei einem gemütlichen Plausch auf der herrlich sonnigen Terrasse werden alle Neuigkeiten ausgetauscht und wir schließen uns gleich noch der Sammelbestellung von Pecorino und Salami an und freuen uns auf die Lieferung am Samstag.
Den Katzen-Babys geht es auch gut - sie werden immer mutiger und größer.
Eines hat zwar ein etwas entzündetes Äuglein, aber das bekommen wir hoffentlich hin.
Der Donnerstag vergeht entspannt, am Freitag sind wir vormittags in Apricale auf der Gemeinde unterwegs um Wasser zu beantragen und ein wenig einzukaufen. Außerdem sind wir auf der Suche nach der Azienda von Danila um ihren Rossese zu kaufen. Die finden wir im Gassen-Wirrwar leider nicht und werden uns zu einem späteren Zeitpunk wohl nochmal auf die Suche machen müssen, oder mit jemandem Ortskundigen losziehen.
Das Wetter ist jedenfalls herrlich und unsere kleine Quad-Tour ins Dorf macht so richtig Laune.
Punkt 17:00 Uhr tauchen dann unser Architekt mit Bauunternehmer und Ingenieur auf - für die vorerst letzte Lagebesprechung. Am 19. Juni sollen die Stahlbeton-Arbeiten beginnen.
Und wieder wuseln drei (kleine) Italiener wirr über das Baugelände und versuchen mit Bauplan im Wind und Maßband, das immer wieder abknickt, Pi mal Daumen Maß zu nehmen und die notwendige Aushub-Tiefe für das Fundament zu ermitteln.
Außerdem sollen wir einen kleinen Beton-Wall zum Geländer hin auf der alten Mauer machen, damit dort kein Regenwasser hinunter laufen kann.
Die Regenzeit ist zwar vorbei und da hat es außer uns auch niemanden gejuckt, dass die Mauer quasi frei liegt, aber nun, wo lediglich noch Sommergewitter ein wenig Wasser bringen können sollen wir die Mauer schützen? Das verstehe wer will. Mal ganz abgesehen davon, dass das Wasser am Fuße der Mauer, das der Ingenieur beanstandet, von unserer Sommer-Küche stammt. Uns fragt er dazu jedoch nicht.
Nach etwa einer Stunde sind alle Unklarheiten zwar nicht wirklich beseitigt, doch der Ingenieur ist zufrieden und verlangt außerdem mehr Geld für seinen "Mehraufwand".
Wir beißen in den sauren Apfel - was bleibt uns viel anderes übrig -
UND DANN STEHT ALLES IM ZEICHEN DES BAGGERNS!
Von unserem Architekt, langjährigen Residenti und Einheimischen wurde uns bereits im Vorfeld empfohlen, dies selbst zu tun und dabei auf jedweden Freundschaftsdienst zu verzichten, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
Denn dass die Forestale schon unsere Baustelle begutachtet hat, ist uns bekannt.
Selbstverständlich stoßen wir mit der konsequenten Umsetzung der Ratschläge aus diesen und weiteren Gründen nicht gerade auf Begeisterung. Erst erfolgt abendliche Mega-Beschallung des gesamten Tals bis hin zur Übersteuerung der Anlage. Dann wird uns noch aus "alter Freundschaft" geraten, das Baggern am heiligen Sonntag/Feiertag zu unterlassen, DA DIE FORESTALE UNS BEREITS HAT und NUR DARAUF WARTET UNS "in flagranti" ZU PACKEN - was laut sicherer Quelle unausweichlich geschehen wird, weil dort von irgend jemandem, der nicht genannt werden kann, ein Anruf eingehen wird, sobald wir am Sonntag den Bagger betätigen... Generell seien am Sonntag nur leise, landwirtschaftlich pflegende Arbeiten erlaubt - KEINE MOVIMENTI DI TERRA. Man müsse uns das ja nicht sagen und es sei einem auch völlig egal was wir daraus machen, aber so gut sollte man sich ja dann doch noch sein.
TJAAAA - WAS SAGT MAN DAZU und TUT MAN DA???
Dummerweise haben wir nur noch (Pfingst-)Sonntag und Pfingstmontag zum Baggern. Allerdings haben wir die offizielle Baugenehmigung und der Bürgermeister wurde von uns persönlich, die Gemeinde vom Architekten, über den geplanten "Inizio lavori" informiert.
Wir erkundigen uns also bei unserem Bauunternehmer und Personen, die die Gesetze Italiens/Liguriens wirklich kennen und erfahren so, dass zum Einen Pfingstmontag hier gar kein Feiertag ist und das Sonntags-Arbeitsverbot eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung ohne Rechtsgrundlage ist.
Zum Anderen kann ein EIGENTÜMER auf seinem Grund und Boden erforderliche Arbeiten tun und lassen wann er will und Zeit dafür hat.
Bestätigt werden wir hier dann auch noch am Sonntag Morgen durch unsere Nachbarn: der eine startet um 8:30 Uhr seinen heulenden Freischneider, der andere klopft und hämmert herum - UND WIR STARTEN um 9:30 Uhr DEN BAGGER.
Edgar baggert im Ersten Durchgang auf 80 cm Tiefe - ich sortiere und schleppe Steine für unseren Muratore, damit er wieder Material für den Fortgang der Mauer hat.
Bei einem Aperitivo am Abend wird unser Werk begutachtet, doch wir müssen nochmal ran - der Aushub ist definitiv noch zu wenig.
Also starten wir am Montag erneut durch, baggern weitere Zentimeter in die Tiefe, buddeln riesige Wacker aus, schleppen Steine und Schubkarren (!!) voll Aushub um die Rampe für die Zufahrt zur Baustelle endlich fertig und befahrbar zu machen. Unser Dumper ist für den schmalen Weg zu breit und packt die Rampe im derzeitigen Zustand nicht - außerdem ist der Tank undicht. Nach drei vergeblichen Versuchen mit Quad, Blò und einem abgerissenen Abschleppseil bekommen wir die schwere Kiste nur mit Mühe und Bagger zurück nach oben auf die Straße. Wir sind dankbar für die 5 Tropfen Gewitter-Regen, die uns Mittags bei der Hitze eine kleine Abkühlung gönnen. Dann packen wir unser Auto, drücken die mitgebrachten Pflänzchen noch in die Erde und die Mauerritzen, nehmen Abschied von Linda, Andre und den Kätzchen, springen unter die Dusche und düsen am späten Nachmittag erfrischt, aber völlig platt zurück gen Deutschland.
STAU JA - ABER DIE FORESTALE HABEN WIR NICHT GESEHEN. Und zumindest haben wir alle unsere Schlüssel wieder.
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