Wir trotzen Schneesturm und Schneeglätte am San Bernardino und stellen auf der italienischen Autobahn fest, dass es auch andere Packkünstler gibt.
Kurz vor dem Ziel in Apricale treffen wir zufällig auf Andre, der dort gerade die nächste Wein-Lieferung entgegen nimmt.
Sehr praktisch, denn somit sind wir ebenfalls gleich versorgt. Auch Chili und Lucy nehmen uns erfreut in Empfang - da kann ja nichts mehr schief gehen!
Zwischenzeitlich hat unser Architekt den Durchschnitts-Abstand der umliegenden Häuser ermittelt. Von daher könnte zumindest 1 Häuschen an der geplanten Stelle gebaut werden. Wir haben ihm den Auftrag gegeben, die Unterlagen hierfür fertig zu stellen und einzureichen. Was wir mit Haus 2 machen, sehen wir noch. Vielleicht nutzen wir hierfür doch das vorhandene Häuschen oben auf dem Berg? Wenn es dann tatsächlich mal uns gehört...
Zu allem Überfluss hat der Bau auf unserer Baustelle noch kurz vor Ende Oktober begonnen!
WIRKLICH. Es ist WAHR. Es geht doch noch etwas. Noch in 2019!
Zwar gleich wieder mit Problemen und natürlich außer vertraglichen Mehrkosten durch plötzlich doch noch notwendige Zusatz-Bagger-Arbeiten und einen riesigen Felsbrocken, der mit Hydraulikhammer zu beseitigen war, doch der Anfang ist gemacht.
Auch wir waren in Deutschland nicht untätig und haben über das Internet einen Boots-Liegeplatz gesucht.
Gar nicht so einfach, denn die Bestimmungen und die Wege der Vergabe sind in Italien etwas anders als in Deutschland.
Der Liegeplatz muss bei so gut wie allen Marinas (außer Bordighera) gekauft werden - für eine vorbestimmte Zeit - nämlich so lange, wie die aktuelle Marina die Betreiber-Rechte am Hafen hat, der wiederum der zugehörigen Stadt gehört. Nach Ablauf dieser Zeit wird ein neuer Hafenbetreiber eingesetzt und der Liegeplatz muss, so man ihn weiterhin benötigt, neu (!) gekauft werden.
So kann man sich in der Marina Ventimiglia z.B. noch 59 Jahre in Sanremo noch 4 Jahre, in Santo Stefano al Mare noch 19 Jahre und in San Lorenzo al Mare noch 34 Jahre einkaufen.
Da macht der Preis natürlich einen erheblichen Unterschied aus. Pro Platz kommen dann natürlich noch jährliche Service und Security-Kosten auf einen zu.
Wir haben gleich am Tag nach unserer Ankunft einen Termin mit einem Liegeplatz-Besitzer in Santo Stefano al Mare. 19 Jahre wären ja ggf. ganz ok für unseren Bedarf. Ein Parkplatz wäre auch dabei. 60 Minuten Fahrtzeit dorthin auch noch im Rahmen.
Wir treffen etwas früher ein und schauen uns den Hafen erst einmal an. Er gefällt uns sehr gut, die Anlage ist hübsch und gepflegt und es gibt einige zweckmäßige Geschäfte, eine Café-Bar und Restaurants.
Bei unserem Rundgang stellen wir außerdem fest, dass auch das eine oder andere hübsche Boot ein "Vendesi"-Schild trägt - für das Boot, den Platz oder beides. Aber ein Boot haben wir ja bereits.
Wir treffen uns also mit Fulvio, der uns den Liegeplatz und auch den Parkplatz zeigt. Es wäre alles prima, käme da nicht doch noch der Haken: es handelt sich um einen Doppel-Liegeplatz - also 2 Liegeplätze nebeneinander - die er auch gerne zusammen verkaufen möchte! Natürlich für nahezu den doppelten Preis, denn im Internet war nur der Preis für einen Liegeplatz plus Parkplatz ausgewiesen. Er ist jedoch bedingt verhandlungsbereit und den 2. Platz könnten wir ja vermieten...
Wir wollen es uns überlegen und ziehen erst einmal leicht frustriert von dannen.
In dem hübschen Örtchen Riva Ligure testen wir den ersten "Italienischen Döner", der schon etwas anders schmeckt und beratschlagen uns:
Die Entfernung von uns zum Hafen ist definitiv akzeptabel. Der Weg über die Berge dorthin und am Meer wieder zurück, oder umgekehrt, sogar zusätzlich ein landschaftlich schöner kleiner Ausflug.
Aber ein Doppel-Platz? Der bedeutet ja auch doppelte Service-Kosten, etc. - oder nicht? Passte denn ein 2. Boot überhaupt noch neben unseres, wenn wir vermieten wollten? Wie sind denn da die genauen Maße und Hafen-Vorgaben?
Da wird es In den folgenden Tagen noch einige Fragen zu klären geben...
Wir machen uns bei strahlendem Sonnenschein die Küste entlang auf den Heimweg. Doch je näher wir unserer Abzweigung in Richtung Hinterland und Berge kommen, desto düsterer wird der Himmel.
Schlechtes Wetter im Anmarsch. Es wird Zeit, dass auf der Baustelle betoniert werden kann - noch bevor der große Regen kommt. Sonst rutscht uns womöglich noch die alte und inzwischen schwer malträtierte Mauer unterhalb des Hauses ab!
Wieder Zuhause, ist zu unserer großen Freude schon das Streifen-Fundament betoniert. Der Regen lässt sich noch ein wenig Zeit und in der Zwischenzeit geht der Bau mit abenteuerlichen Konstruktionen und Methoden weiter.
Wir versuchen es noch einmal in einem Fischerhafen von Ventimiglia mit einem Strand-Liegeplatz für ein kleineres Boot, schreiben mit Fulvio wegen dem Liegeplatz in Santo Lorenzo al Mare hin und her, beantragen unsere Ausweise in Apricale und beschließen uns regelmäßig mal in dem hübschen kleinen Bar-Restaurant "Apricus" sehen zu lassen, um mehr Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen.
Dann kommt der erste Regen und unser Untergeschoss steht zum ersten Mal unter Wasser.
Es läuft vom Parkplatz oberhalb des Hauses durch die Wand vom Schlafzimmer, unter dem belüfteten Boden hindurch, über die Treppe und schön unter den Holzboden der Ankleide. Fantastisch. Da lässt Schimmel gewiss nicht lange auf sich warten. Der Luft-Entfeuchter steht in Deutschland.
Die Baufirma verlängert ihren Einsatz am Freitagabend und schließt den Parkplatz provisorisch mit einer Folie und Beton um das Wasser vom Haus weg zu leiten und das Durchdringen de Bodens und der Wand zu verhindern. Diese Hilfe wird mit dem ersten hausgemachten Glühwein dieses Winters belohnt.
Zum Glück klart das Wetter schnell wieder auf und wir beschließen eine weitere Hafen-Tour.
Diesmal ein kleines Stückchen weiter, nach San Lorenzo al Mare, 5 Kilometer hinter Santo Stefano al Mare. Im Internet haben wir auch hier einige Liegeplatz-Angebote gefunden.
Mit dem Regen ist in den Bergen der erste Schnee gefallen. Die Aussicht unterwegs, mit einem Wechsel zwischen verschneiten Bergkämmen und mediterranen Dörfchen und Gärten zum Meer hin, ist irgendwie faszinierend und geradezu unwirklich.
In San Lorenzo al Mare schauen wir uns erst den Porticciolo Turistico, einen kleinen Fischerhafen, an, dann laufen wir zur eigentlichen Marina.
Der Hafen ist deutlich kleiner als in Santo Stefano al Mare und wie es scheint noch im Aufbau begriffen. Die Anlage ist fertig und ebenfalls hübsch gestaltet, aber die Ladengeschäfte scheinen noch nicht alle belegt. Es gibt ein Restaurant mit Café, ein Hotel mit Strand und Bar und wohl einen Nautic-Laden. Der Rest ist noch nicht so ganz erkennbar oder noch zu haben und auch die meisten Appartements wohl noch zu kaufen, oder zu mieten. Ebenso einige Boote - mit, oder ohne Liegeplatz.
Wir notieren ein paar Nummern und machen uns mit einem Abstecher in das Café der Marina di Aregai in Santo Stefano al Mare wieder auf den Heimweg.
Zwei Tage später zieht es uns schon wieder in unseren favorisierten Hafen in Bordighera: vielleicht steht ja auch hier ein uraltes Boot mit Liegeplatz zum Verkauf?
Doch leider sieht es damit schlecht aus. Wir hinterlassen im Hafen-Büro trotzdem unsere Telefonnummer - für alle Fälle.
Der Wind hat aufgefrischt. Bei einem kleinen Spaziergang am Meer entlang stellen wir fest, dass die Brandung schon recht ansehnlich ist. Da kommt wohl erneutes Unwetter auf uns zu.
Wir fahren ein wenig zerknirscht zurück und beginnen die ersten Kontakte aus San Lorenzo al Mare anzuschreiben...
Der eine Liegeplatz ist schon weg, der andere in Verhandlung, aber die Eigentümer des dritten wollen sich mit uns treffen - allerdings erst im Dezember, weil sie aus dem Piemont eine längere Anreise haben. Noch dazu möchten sie ihr Boot mit verkaufen.
Alles recht unbefriedigend. Auch bei uns Zuhause.
Unsere Handwerker haben unsere Sitzgelegenheit draußen ohne zu fragen, ganz selbstverständlich, einfach voll für sich in Beschlag genommen und sich hier Ablage, Küche und Kochstelle eingerichtet. Überall liegt ihr Bier-, Wein-, Wasser-, Kaffee-, Zucker- und Nudel-Vorrat, Kochplatten, Töpfe und aber auch ihr MÜLL nebst Zigarettenkippen herum. Wie wir inzwischen festgestellt haben, kann in Italien kaum ein Handwerker ohne Zigarette im Mund arbeiten. Neben unseren Bauplänen wird Basilikum gezüchtet und auch ihre Kochmethoden sind äußerst fraglich:
In einen alten Sandwich-Toaster wird Grill-Anzünder oder Lampen-Öl gegossen, entzündet und darauf dann der Espresso gekocht. Die Stichflamme ist kurz so hoch, dass wir denken, sie wollen unser Haus abfackeln. Kaffeesatz, Zucker-Tütchen und Mini-Plastik-Café-Becher landen dann auf dem Boden, bzw. wie wir etwas später feststellen müssen, werden die Plastik-Becher einfach irgendwo in z.B. der Dehnungsfuge zwischen Haus und Anbau entsorgt, oder einbetoniert...
Es fängt tatsächlich an zu Regnen, doch wenigstens beginnen trotz und gerade wegen der Nässe die Bauarbeiten an der Stahlbeton-Mauer unterhalb unseres Hauses.
Das ist sehr beruhigend, denn somit kann die alte Mauer nicht mehr wegrutschen und womöglich unser Haus mit reißen.
Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Lichtblicke:
Edgars Freund Foxi kommt heute für 4-5 Wochen um uns zu helfen und die Liegeplatz-Besitzer von San Lorenzo al Mare wollen sich doch schon diesen Freitag mit uns treffen.
Das begehen wir mit einem zünftigen Fass-Anstich. Doch die Ernüchterung kommt rascher als gewollt: Foxi beginnt zwar noch mit der Einzäunung des Oliven-Hains, doch beim Strand-Besuch mit ihm stürmt und regnet es bereits heftig. Dann kommt die erste Flut vom Himmel und legt alle Arbeiten lahm. Zudem muss unser Treffen in der Marina verschoben werden, denn im Piemont ist aufgrund des Unwetters eine Brücke eingestürzt und etliche Strassen gesperrt. Alessandro und Nadia, die Liegeplatz-Besitzer, können nicht zum Hafen kommen. Verflixt aber auch!
Es schüttet innerhalb von 2 Tagen mehr als 220 L auf den Quadratmeter. Unsere Baustelle ist ein See, aber zum Glück kein Wasser mehr in unsere Räume im Untergeschoss des Hauses eingedrungen.
Wir vertreiben uns die Zeit mit administrativen Dingen, Reden, Planen, Spiele spielen, Lesen, Kochen, Faulenzen, etc. Da Grillen nicht drin ist, besuchen wir mit Foxi mal wieder unsere Lieblings-Pizzeria in Isolabona. Dann hat der Spuk ein Ende und die Sonne zeigt sich uns wieder.
Bei den Bauarbeiten geht leider nicht viel voran, denn der Capo hört nicht auf den Chef und versucht in dem völlig durchnässten Boden zu baggern. Ergebnis: der Bagger fährt sich fest und verliert auch noch seine Kette. So verbringen 4 Mann einen Tag lang, um den Bagger wieder flott zu bekommen.
Foxi stürzt sich aufs Unkraut-Jäten im Weinberg, weil der Hang im Oliven-Hain zu rutschig für weiteren Zaun-Bau ist. Wir machen eine Spiedini-Session auf dem Balkon und finden am nächsten Morgen im Weinberg Holz mit einem seltenen, indigoblauen Pilz darauf. Terana Caerulea (Lam.) - Blauer Rindenpilz - Pilz des Jahres 2009.
Die Bauarbeiter schalen die neue Wand aus und bereiten das Fundament für unseren geplanten Feuerlöschteich (alias Pool) so halbwegs vor.
Tag 2 nach dem Regen vergeht mit ein paar weißen Schleierwolken an strahlend blauem Himmel.
Tags drauf beim Frühstück gucken wir vom Balkon ins Tal - und sehen, DASS WIR NICHTS SEHEN.
Kurz darauf geht es los. Innerhalb von 45 Minuten 90 L Regen auf den Quadratmeter.
Der Boden ist übersättigt und nimmt gar nichts auf. Vor der Haustüre rauschen Sturzbäche von Regenwasser vorbei und schießen die Hänge hinunter.
Dann ist alles vorbei und die Sonne scheint keck vom Himmel. Sogar die Bauarbeiter tauchen doch noch auf.
Fazit des Wolkenbruchs: wir haben wieder Wasser in den unteren Räumen. Der Anbau muss endlich her damit alles dicht wird! Die "Strasse" zum Weinberg ist unpassierbar - weder mit Quad noch mit Gummistiefeln. Reißende Fluten über die Straße, wo einst Brücken waren, die Wasserdurchläufe verstopft und Felsbrocken auf dem Weg... Sogar die Brücke ins Tal hat etwas abbekommen. Das Stahl-Geländer mit Betonpfosten zum Berg hin ist einfach abgerissen und liegt obenauf.
Trotzdem müssen wir mal wieder für Material-Nachschub sorgen - sowohl Bau- als auch Essens-technisch.
Foxi bastelt derweil an seiner Enduro herum, die leider nicht starten will und macht sich Gedanken zum Ausbau seines VW-Busses, damit dieser für den geplanten Urlaub Ende Dezember startklar ist. Das hat er seiner Freundin versprochen.
Die Bauarbeiter sind mit der Schalung des Pools und der Vorbereitung der Decke der künftigen Werkstatt zu Gange.
Und auch in Bezug auf den Liegeplatz geht es weiter: Alessandro und Nadia melden sich kurzfristig für einen Termin am nächsten Vormittag. Das ist doch wirklich ein Grund für ein schönes BBQ mit Lagerfeuer am Abend!
Den Doppel-Liegeplatz in der Marina de Aregai haben wir Fulvio nach einiger Korrespondenz vor ein paar Tagen abgesagt. Um so mehr hoffen wir natürlich auf ein fruchtbares Treffen heute in San Lorenzo al Mare.
Alessandro und Nadia sind nett, Liegeplatz und Parkplatz wie sie sein sollen. Knackpunkt ist das ältere Boot "Gipsy", das sie für 8.000 Euro mit verkaufen möchten.
Es ist zwar für sein Alter völlig in Ordnung und wurde in den letzten 10 Jahren nur sehr wenig, bzw. nur für kurze Fahrten bis vor den Hafen zum Baden genutzt.
Hätten wir noch kein Boot, dann wäre es wirklich super - mit Kajüte, 2 Schlafkojen, kleinem Bad, Tisch und kleiner Küche. Aber wir haben nun mal schon ein Boot.
Wir verabschieden uns von den beiden und versprechen es uns zu überlegen.
Den Rückweg treten wir über die Berge an. Weil die Straße über Perinaldo wegen einem Felssturz nach dem Regen blockiert und gesperrt ist, machen wir mit Foxi einen Abstecher nach Bajardo. Den Ort wollten wir uns sowieso endlich mal richtig ansehen.
Bajardo gefällt uns prima. Es hat interessante kleine Lebensmittel-Läden, hübsche Gässchen, viele verschnörkelte Balkongeländer und eine Reihe sehr eigentümliche Brücken, oder Stege um das Obergeschoss einiger Häuser zu betreten.
Die Metzgerei bietet auch Wild- und Ziegenfleisch an, und ein anderer Laden scheint sich mit lokalen Waldpilzen sehr gut aus zu kennen.
Außerdem gibt es mindestens zwei Restaurants, die lokale Spezialitäten anbieten und eine Café-Bar. In der genehmigen wir uns noch einen gemütlichen Cappuccino, bevor es wieder schattig wird.
Am letzten Tag des Monats zieht es die beiden "Jungs" noch hoch aufs Dach: Regen-Ablauf-Bleche montieren.
Man kann ja nie wissen. Im November-Regen liefen die Wassermassen auch zwischen Dach und Rinne hindurch auf den Balkon und haben vor dem Untergeschoss einen See bereitet. Dem soll hiermit Abhilfe geleistet werden. Der Dezember naht mit großen Schritten - wer kann schon wissen, was uns da nun wieder erwartet? Außerdem ist es doch toll, dass wir für so etwas mit Foxi sogar einen Fachmann zu Besuch haben!
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