Als erstes fallen wieder die Aliens bei uns ein.
Diesmal gibt es allerdings keinen Frust-Polpo-Salat, sondern einen aus Freude!
Alessandro & Nadia haben sich am selben Abend noch auf unsere Absage hin gemeldet: sie möchten unbedingt verkaufen und schlagen uns einen völlig unfassbaren Deal vor: SIE SCHENKEN UNS DAS BOOT wie gesehen!
Da konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Termin für den Wechsel ist am 13. Dezember in der Marina und Edgar völlig aus dem Häuschen! Endlich der heiß ersehnte Liegeplatz!
Dann trudeln auch unsere Bauarbeiter wieder ein, allerdings wird es von Tag zu Tag später und sie wirken irgendwie nicht so recht motiviert. Wir wundern uns ein wenig, sagen aber zunächst noch nichts.
Foxi startet seine erste Spritz-Tour und muss auf dem Rückweg schieben, weil irgend etwas noch immer nicht ganz 100%-ig an seiner Enduro ist. Trotzdem hat er ein Big-Smile im Gesicht und mit Edgars Hilfe lassen wir am nächsten Tag den Weinberg erstmal Weinberg sein und starten die erste Tour zu Dritt: Foxi mit der Enduro und wir mit den Quads. Hoch zu der blockierten Straße nach Perinaldo, wo wirklich ein ordentlicher Felsbrocken liegt - und wieder zurück.
Zwei Tage später räumen wir das Gästezimmer. Wir haben den ersten Versuch einer Warenbestellung gestartet. Das Paket kann in Apricale am Parkplatz übergeben werden. Foxi übernimmt die Abholung mit seinem VW-Bus und wir beide hieven das alte Gäste-Sofa auf Luciano's Ape. Es verlässt uns und wird künftig Bett für die Enkelkinder. Als kleines Dankeschön erhalten wir eine riesige Tüte Kiwis aus eigenem Anbau.
Das neue Schlafsofa ist relativ zügig zusammengebaut, damit Foxi nicht in der Luft schlafen muss.
An Nikolaus gibt es für alle kleine Nikolause und wir gönnen uns die zweite Tour mit Enduro und Quads. Diesmal ein Stück weiter ins Hinterland, bis zu einer kleinen Kirche am Pass kurz vor Bajardo und von dort wieder zurück nach Apricale. Alles läuft prima, nur tut mir danach die rechte Schulter ziemlich weh - ich habe mich auf den beiden Touren nach längerem Nicht-Fahren und nun ungewohnt, auf Edgars altem Quad, wohl irgendwie verkrampft. Mein Quad haben wir zwischenzeitlich mit irgend einer Fuhre nach Deutschland zurück gebracht, weil es mit dem langen Radstand für hier nicht wendig genug war.
In der kleinen Bar-Trattoria "La Ciassa", oben am Marktplatz von Apricale, trinken wir einen Aperitivo und Foxi kann im Tabaccho nebenan für seinen Zigaretten-Nachschub sorgen. "Zu gesund" will er hier ja auch nicht leben...
Doch schon am nächsten Abend steigt seine Begierde nach Frischluft und er verbringt die Nacht des 7. Dezembers tapfer draußen in unserer Hängematte.
Und wieder tut sich der nächste Schritt: weil wir ja aktuell so tatkräftige Unterstützung haben, hatte ich unseren Makler gedrängt, doch bitte endlich etwas bezüglich Notar-Termin für das kleine Häuschen auf Brughea (so heißt der dortige Stadtwald) zu bewirken.
Und tatsächlich - am 20. Dezember wird es definitiv. Mit dem nun feststehenden Termin, konnten wir sogleich eine Vereinbarung mit den Verkäufern, Wanda und Paolo, erwirken, dass wir schon vorab die Schlüssel bekommen und aufräumen können.
Also legen wir los. Das Szenario ähnlich, aber nicht ganz so schlimm wie im Casa Beppo.
Hier finden wir den Müll fast mehr im Gelände, als im Haus. Von kaputten Flaschen, Möbeln, Geschirr, Schuhen und Klamotten, Pflanzenschutzmitteln neben Kaffee-Resten und Gewürzen über alte Autositze, Herde, Kühlschränke, Öfen, bis hin zu zwei ganzen Kleinwagen.
Das Haus ist schnell geräumt, der Rest braucht wohl noch etwas Zeit.
Wir befassen uns mal wieder, wie so oft, mit unserer Lieblings-Beschäftigung hier in Italien: der MÜLLTRENNUNG. Alles was verbrannt werden kann wird verbrannt, der Rest sortiert gesammelt.
Wanda und Luciano bekommen ein paar Säcke mit eventuell noch brauchbarer Kleidung vor die Türe gestellt. Bei der Entsorgung der ersten Fuhre entdecke ich zufällig unterwegs ein paar Säulen für ein Balkongeländer bei einem Baustoffhändler. Sie sind von einer alten Villa, die abgebrochen wurde und passen perfekt für das kleine Rustico. Gut verhandelt packe ich sie mit ein.
Edgar beginnt derweil mit den Vorarbeiten für den Carport, den er mit Foxi zusammen oben errichten will. Für einen Moment verlieren wir die Baustelle unten einmal aus den Augen und genießen das neue Umfeld und den herrlichen Blick für neue Motivation und neue Ideen.
Doch auch unten geht es natürlich weiter. Etwas schleppend, aber dennoch.
Foxi geht bei unserem Muratore in die Lehre was das Erstellen von Steinmauern anbelangt.
Dazu muss zunächst der Dumper, der sowieso nur Schrott und eine Fehlinvestition war, abgeschleppt werden, um für die Betoniere Platz zu schaffen.
Mit vereinten Kräften von drei starken Männern und einem wendigen Goldoni-Traktor gelingt das schließlich.
Und rein zufällig, bereits ziemlich angesäuert und auf Nachfrage hin vom Chef bislang nur mit irgendwelchen Ausreden bedacht, erfahren wir am Abend aus einem Gespräch unseres Muratores mit den anderen Bauarbeitern, wo der Hase im Pfeffer liegt:
die Arbeitsmoral hat stark nachgelassen, weil das Unternehmen, das mit uns den Vertrag für die Arbeiten gemacht hat, QUASI PLEITE IST, unsere Überweisungen vom Fiskus gleich beschlagnahmt werden und das Subunternehmen (also unsere Bauarbeiter) KEINE ZAHLUNGEN ERHÄLT!
Das darf doch langsam alles nicht mehr wahr sein.
Wir suchen das direkte Gespräch und legen die bisherigen Rechnungen und Zahlungen offen, um gemeinsam ein Lösung für die Problematik zu finden.
Das gelingt uns dann auch und schlagartig stellt sich bereits überraschend zeitig am nächsten Morgen eine völlig neue Arbeitsmoral ein. Da hätte man ja auch früher mal darüber sprechen können, aber wer vermutet denn schon so etwas?!
Wobei, gerade in Italien ist da ja wohl alles möglich. Auch, dass ein Postbote das Rathaus der Comune di Apricale nicht findet, wenngleich sogar die Poststelle direkt im Untergeschoss ist.
Einen Tag vor Bootsplatz-Kauf erhalten wir den Anruf, dass unsere italienischen Ausweise nun endlich eingetroffen sind und wir sie abholen können. Auf dem Umschlag, adressiert an die Gemeinde, steht der Vermerk: Adresse unbekannt .- zurück. UNGLAUBLICH.
Aus diesem Grund waren die beiden Briefumschläge zweimal zwischen Imperia und Apricale unterwegs.
Es ist vollbracht. Der Liegeplatz gehört uns. Mitsamt Boot "GIPSY". Nun haben wir 2 Boote.
Und es ist tatsächlich das erste Mal, dass in Italien nicht jemand nur Geld von uns wollte, sondern uns im Prinzip Geld geschenkt hat.
Es ist uns klar, dass wir auch in Gipsy noch ein wenig investieren müssen um sie wieder zu verkaufen. Neue Batterien haben wir bereits dabei - aber viel mehr wird das nicht sein, denn sie ist recht gut in Schuss.
Die Batterien sind auch flugs eingebaut und Gipsy springt brav an.
Das feiern wir mit Sekt und Bier und einem leckeren Imbiss, den ich für die fleißigen Herren zwischenzeitlich im Nachbarort besorgt habe.
Wenn die See nicht so bewegt wäre würden wir vielleicht eine Ausfahrt wagen, aber mit unbekanntem Boot auf unbekanntem Gewässer vertagen wir das vernünftigerweise und genießen die Sonne im Hafen an Bord.
Die Zeit vergeht so schnell und das Ende von Foxis Aufenthalt hier nähert sich bereits. Außerdem ist Regen angesagt und bevor der kommt, will er hier weg sein. Sonst gäbe es eine Rutschpartie mit seinen Reifen und er käme wahrscheinlich nicht mehr vom Parkplatz weg.
Eine hausgemachte Pizza aus unserem Pizza-Ofen muss aber auf jeden Fall drin sein.
Die Jungs platzieren auch noch den neuen Serbatoio (Abwassertank) und Frischwasser-Tank für oben, wobei sich Edgar den Daumennagel schwer prellt, weil er beim Abkuppeln des leeren Anhängers zwischen Anhänger-Maul und Nummernschild-Halterung mit voller Wucht eingeklemmt wird. Es vergeht einfach kaum ein Monat ohne Verletzungen!
Foxi wird mit seinen Umbauten im VW-Bus fertig und pflanzt seinen ersten eigenen Olivenbaum im neu angelegten Oliven-Hain gegenüber von unserem Haus.
Dann ist auch schon der letzte Abend da, den wir mit einem gemütlichen Lagerfeuer feucht-fröhlich ausklingen lassen.
Dann heißt es Abschied nehmen - und prompt kommt der Regen.
Foxi ist kaum abgefahren, da geht es auch schon los. Exaktes Timing.
Auch mit der Hinterfüllung der Mauer des neuen Gebäudes sind wir just in time - so hoffen wir zumindest. Zerkleinerter Bauschutt aus Ziegeln, Steinen und Fliesen soll für die Drainage sorgen und laut unserem Capo deutlich günstiger sein.
Das gewiss, aber als wir sehen, was da so ankommt, sind wir uns nicht mehr so ganz sicher, ob wir hier an der richtigen Stelle gespart haben... Nun ist es allerdings zu spät. Schadstoffe oder Gift sind jedenfalls nicht dabei.
Der unverarbeitete Schutt-Berg mit Bagger obenauf, bleibt am Ende des Tages aber einfach so liegen.
Das erschwert einen nächtlichen Toiletten-Gang erheblich. Da wir ja unser Schlafzimmer im Untergeschoss haben und unser Bad-Anbau noch nicht steht, müssen wir seit Anbeginn der Bauarbeiten bei Wind und Wetter immer ums Haus herum laufen, wenn nachts dann doch einmal die Blase drückt. Bierdosen geschützte Fuß-Fallen haben wir ja schon hinter uns, bei Regen bräuchte man Spikes und nun auch noch Freeclimbing auf rutschigem Schutt um den Bagger herum. Ganz fantastisch.
Es kann uns aber fast nichts mehr erschüttern, denn endlich ist er da - der nächste große Tag.
Der Notar-Termin für das Häuschen und Land auf Brughea. Ab heute gehört es uns.
Wir nennen es "La Lucertola" - die Eidechse - wegen den vielen Eidechsen, die wir dort bei der Besichtigung schon gesehen haben.
Zum vollzogenen Geschäftsabschluss gehört natürlich noch ein kleiner Café oder Aperitivo mit allen Beteiligten im "Buga" gegenüber des Notars. Danach verabschieden sich alle, nach einigem Regenschirm-Vertausch-Wirrwar und entschwinden im strömenden Regen.
Uns schwant nichts Gutes angesichts dieses Wetters.
Von allen Hängen schießt wieder einmal das Wasser herunter. Zuhause angekommen stellen wir fest, dass ein großes Stück Erdreich bei der Sommer-Küche abgerutscht ist. Hier ist die Befestigung noch nicht optimal. Es fehlt die Treppe auf die untere Terrasse zur Werkstatt.
Die Bauarbeiter sind allerdings schon geflüchtet. Und das nun ausgerechnet, wo morgen Edgars Eltern und unsere Kleine über Weihnachten anreisen. So geht das gar nicht.
Wir telefonieren wie die Wilden den Bauarbeitern hinterher und sie kommen tatsächlich zurück, um den Schaden noch so gut wie möglich zu begrenzen.
Dann ist auch für sie erst einmal Weihnachten angesagt.
Uns bleibt noch ein wenig Zeit zum Aufräumen, Putzen, Betten beziehen und Luft Schnappen, dann reist die Familie mit allerlei Sachen an, die wir nach Deutschland bestellt hatten, inklusive der Weihnachtsgans.
Die Wiedersehensfreude ist groß und auch die Katzen Chili & Lucy freuen sich, mit unserer Kleinen endlich ihre Spielgefährtin wieder zu haben.
Nachdem sich alle akklimatisiert haben, begehen wir zunächst den Geburtstag von Edgar's Mutter gemütlich. Dann ist auch schon Weihnachten - und wie immer an solchen besonderen Tagen, liegen irgendwann einmal die Nerven blank. Das ist ja auch kein Wunder, nach all dem Stress, den wir hier in den vergangenen Wochen zu bewältigen hatten. Aber aller Ärger vergeht auch wieder und wir verbringen die Feiertage mit einem Ausflug in den Hafen zum Boot Gipsy, einem Eis am Meer, Zuckerwatte-Selbst-Drehen und einem Feuer aus allen Geschenk-Kartons. Dabei wird der Rest der Gans gegrillt.
Am 27. Dezember kommen unsere Bauarbeiter erneut und beginnen nicht sogleich mit dem Bau, sondern mit einem Ei zum Frühstück. Nur unser Muratore ist gleich im Großeinsatz, mit Steinen für unsere Pool-Umwandung.
Außerdem liegen plötzlich grüne, leicht stachelige Früchte - oder Gemüse? - vor unserer Haustüre. Wir lernen, dass es sich um Winter-, bzw. Stachel-Zucchini handelt.
Was macht man denn damit? Also die müssen noch ein wenig warten.
Heute Abend gibt es nämlich das Abschieds-BBQ für unsere Kleine, die wir morgen nach Deutschland bringen müssen.
Oh, verflixt - da müssen wir ja doch dieses Jahr nochmal in die alte Heimat! Das hatten wir völlig verdrängt.
Wir bleiben jedoch nur eine Nacht, laden den Anhänger wieder voll und starten dann nachmittags wieder zurück gen Italien.
Edgars Eltern sind dort geblieben und erwarten uns.
Seine Mutter wird für Silvester einen leckeren Nizza-Salat zubereiten, wie schon zu Edgars Jugendzeiten. Darauf freuen wir uns schon alle.
Noch ein bisschen hier etwas gemacht und dort etwas gerichtet, die Weinvorräte aufgestockt und frisch eingekauft... Und schon ist das Jahr wieder zu Ende.
Wohlig gesättigt von Raclette und Nizza-Salat, nach dem obligatorischem Film "Dinner for One", verschläft die ganze Familie Caks beim Jahresrückblick um ein Haar Mitternacht.
War wohl doch nicht so spannend, das Jahr 2019?!
Wir bekommen es aber doch noch hin und starten pünktlich mit fröhlich-buntem Getöse
in ein hoffentlich erfolgreiches und gesundes Neues Jahr
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